Hallo pare
Wenn Du nicht von vorneherein annimmst, dass moralische Regeln qualitativ anders sind als Rechtschreibregeln
"Das tue ich aber. Das ist sogar exakt der springende Punkt. Rechtschreibung ist Konvention, Moral ist (zB. die Idee von Fairness) universell."
Gut, das hatte ich mir schon gedacht. Nimm es mir nicht übel, aber ich will mal versuchen, das Ganze zu analysieren. Wenn ich irgendwo denebenliege, dann sage bitte Bescheid, ich habe keine Karikatur vor. Ich denke aber, Du bist in einem circulus vitiosus. Mal sehen, ob ich Dir das aufzeigen kann.
1. Verstöße gegen Regeln zu interpretieren, wie Du es machst macht (ich denke, da sind wir uns einig), nur Sinn, wenn es einen freien Willen gibt. Dies zu bestreiten fällt mir schwer, aber nur weil mir etwas gefällt und intuitiv einleuchtet muss es ja nicht richtig sein. Die Existenz eines freien Willens ist also erst einmal eine Annahme.
2. Du nimmst an, dass es moralische Regeln gibt, die universell sind. Das steht Dir jederzeit frei und ist auch legitim. Nur ich denke, wir müssen ganz klar herausarbeiten, dass es sich hierbei erst einmal um eine Annahme handelt. Übrigens wäre es sehr interessant, wie Du die Mathematik einordnest (s. auch "Ein Himmel voller Zahlen" von John D. Barrow)
3. Egal wie stark ich nun das "sich auszeichnen" interpretiere. Ein Verstoß gegen universelle Regeln wäre ja nur dann irgendwie bemerkenswert, wenn es jemanden gibt, der sie einhält. Hier werden die Fragen nach den Taten Gottes, die er bereut sehr relevant.
Diese 3 Annahmen, die alle in Richtung des Christentums gehen, liegen meiner Meinung nach Deinen Ausführungen zugrunde. Wenn ich nicht falsch liege, dann nimmst Du das Verhalten der Menschen und sagst dann, dass "Die biblische Erklaerung mit dem Suendenfall halte ich fuer die plausiblere."
Aber wenn Du die biblischen/religiösen Annahmen, die Deiner Argumentation zugrunde legen weglässt, dann ist da nichts mehr, was noch zu erklären nötig wäre. Es läuft also auf folgendes hinaus: Wenn die Bibel richtig ist (d.h. es einen freien Willen, eine universelle Moral und einen perfekten Gott gibt), dann ist das Verhalten der Menschen am besten durch einen freien Willen, eine universelle Moral, also einen Schöpfergott erklärbar. Das nennt man dann circulus vitiosus.
Solltest Du jetzt reklamieren, ich hätte Dich falsch verstanden, dann versuch es anders herum. Nimm die Annahme weg, dass es eine universelle Moral gäbe und versuche dann noch mal Deine Argumentation, dass das Christentum das Verhalten aller Menschen am besten erklären würde. Geht das, dann hast Du ein Argument. Geht das nicht, sorry.
"Eifersucht ist ein hervorragendes Beispiel: Eine destruktive Obsession, dass jemand anders nicht haben soll was man selber nicht haben kann"
Lies Dir mal den folgenden Artikel durch:
http://www.n-tv.de/3184292.html
Kapuzineraffen können also schon eiferüchtig sein, bis hin dazu, dass sie Lebensmittel wegwerfen, also rein sich selbst schaden und das nur, weil jemand anders mehr bekommt. Du hast hier "folgt meines Erachtens nicht aus der Evolutionshypothese". Das stößt an mindestens 2 Grenzen. Einmal würde das voraussetzen, dass Du solche und andere Experimente alle kennst, d.h. Dein "Erachten" kann ja unvollständig sein. Und dann würde ich Dich fragen, ob eine Argumentation, die das heißt: Entweder ET oder Gott, nicht vielleicht doch ein wenig zu kurz gegriffen ist. Siehe dazu auch ausführlicher "Das egoistische Gen" von Richard Dawkins
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3499196093/qid=1068118604/sr=1-1/ref=sr_1_10_1/302-0696672-1886432
"Die Faehigkeit, moralische Urteile zu faellen sind der Tierwelt fremd"
s.o. was hat dann das Verhalten der Kapuzineraffen ausgelöst und was unterscheidet dieser Verhalten von dem eines 2-jährigen? Und nebenbei, ich habe Rechtschreibung als Beispiel gewählt, weil die Fähigkeit, eine Schrift zu entwickeln, in der Tierwelt nicht vorhanden ist. Suchst Du jetzt auch eine übernatürliche Erklärung für unsere Fähigkeit, zu schreiben?
Florian
P.S. Meine Fragen 5.11. 18.01 halte ich aufrecht.