- Fortsetzung -
Robby hat geschrieben:Wenn du sagen würdest, du hättest eine lebendige Beziehung zu Gott, dann würde ich mir nie anmassen, über dich zu urteilen.
Ich drücke so mich ja nicht aus. Allein das Wort "Gott" ist für mich sprachlicher Natur, ein menschlicher Begriff, der fast Unsagbares aossziieren will, manchmal oder oft aber auch verdinglichte Vorstellungen repräsentiert.
Ich kann keine Begriffe benutzen, die dermaßen missbraucht worden sind.
Mir geht es um das "Unsagbare", das vor aller Begriffsbildung unser menschliches Dasein
auch bestimmt.
Und ich finde es
auch im Christentum. Aber auch woanders.
Robby hat geschrieben:Ich würde einzig die biblische Botschaft zitieren, aber dir nie ein Urteil sprechen. Das tut Gott und ich habe dazu kein Recht. Dich zum Denken und Prüfen anregen, das hingegen ist sinnvoll.
Ich habe in meinem Leben verschiedenltich versucht, anderen "Ratschläge" zu geben, wie aus meiner Sicht das oder das gesehen oder verstanden werden müsste, damit jener Mensch aus seinem offensichtlichen psychischen oder geistigen Leiden herauskommt.
Ich bin damit regelmäßig baden gegangen, weil der andere es auf seine Weise und zu seinem für ihn notwendigen Zeitpunkt verstehen und vollziehen muss. Schon gar nicht könnte ich landen, wenn ich jemandem zur Änderung bewegen will, obwohl er in sich ruht und für ihn gar keine Not ist.
Wenn mich jemand zum Denken und Prüfen anregen will, dann bin ich bass erstaunt, da ich ja mein Leben lang denke und prüfe.
Aber es ehrt Dich, wenn Du schreibst, dass Du kein Recht hast, ein Urteil zu sprechen. Allerdings würde ich das erweitern auch darauf, falls jemand
nicht sagt, er habe eine lebendie Beziehung zu Gott. ->
Da ich mit der christlich-religiösen Sprache großgeworden bin und fast die Hälfte meines Lebens
auch in religiöser Literatur meine inneren Fragen als gespiegelt gesucht habe, kann ich den Ausdruck "lebendige Beziehung zu Gott" - wenn er wirklich tief gegründet ist und nicht nur Phrase ist - verstehen, ihn in meine "Sprache" übersetzen. Ich kann es, weil ich dann den Begriff "Gott" wieder entdingliche, ihn aus der Klammerung durch die Sprache hole.
Aber verstehen kann ich es nur dann, wenn ich selber bestimmte Erfahrungen und Prozesse hinter mir habe. Dann kann es dämmern: Meine Güte, das Gleiche wird ja auch in dem und dem religiösen Text ausgedrückt, nur in anderer Sprache!
Robby hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Robby hat geschrieben:Wenn du sagst, es sei keine Tatsache, was interessiert es dich dann?
Hoffe, ich hab die Frage verstanden. Ich antworte so, wie ich sie verstanden habe. Sie interessiert mich darum, weil Menschen durch Drohungen psychisch zerstört werden können.
Ich bin doch nicht nur ich, Robby. Mich interessiert das Los der Menschen insgesamt, sogar das Los der Menschen nach meinem Tod.
Das geht doch vielen so.
Das nehme ich dir auch ganz ab. Ich glaube aber, dass es viele Menschen gibt, die nicht zuest an Mitmenschen denken, sondern an sich selbst.
Ich bin da sicher nicht anders. Ich meinte hier keine moralische Selbsteinschätzung, die würde eher flau ausfallen.
Aber "Wahrheissucher" - bitte nur assoziativ verstehen, als vorübergehender Sammelbegriff für die, die nach dem Sinn des Lebens, der Wahrheit, der Quelle von Wirklichkeit und auch politischen Konzepten suchen - sind einfach so beschaffen, dass ihr Ausgeglichensein davon abhängt, dass sie außerhalb ihrer Person - für alles Geschehen sozusagen - nach Antworten und Lösungen suchen. Sie nehmen sich als eingebettet in das Gesamtgeschehen wahr, und das ist keine moralische Sache, sondern eine Veranlagungssache.
Diese Veranlagung allerdings ist in jeweils unterschiedlicher Form in jedem Menschen enthalten, so denke jedenfalls ich. Sonst gäbe es nicht so viele Hilfsorganisationen in der Welt, so viele Philosophien und Religionen.
Robby hat geschrieben:Weltlich gesprochen möchte ich über ein Thema immer umfassend informiert sein, möglichst von "allen Seiten", damit ich mir ein Bild machen kann. Darum wäre mein Anspruch auch als Nicht-Christ, dass man mir alles sagt. Auch die Glaubenssätze der Bibel.
Ich möchte ebenfalls über möglichst alles informiert sein, und ich suche mir diese Informationen, und zwar zu dem Zeitpunkt, wo ich sie dringlich brauche.
Daraus folgt aber nicht, dass mir nun jeder einzelne Mensch "sagt", wie er das nun sieht. Dann käme ich gar nicht mehr zur ruhigen und unbedrängten Suche nach der Wahrheit. Es ist ja alles niedergelegt. Ich kann ja, wenn ich auf ein buddhistisches Zitat stoße, das bei mir einschlägt wie eine Bombe, in die Buchläden oder Bibliotheken gehen, um mehr darüber zu erfahren. Ich kann auch einen Buddhisten aufsuchen, damit er mir seine Sichtweise dazu erklärt.
Ich möchte aber nicht, dass er
mich aufsucht und mir seine Sichtweise ungefragt erklärt, wo ich sie gar nicht brauche.
Es gibt auch User hier, in dem Forum, die mir - ungewollt und unwissentlich - Antworten geben. Ich suche dann vielleicht nach in der Suchfunktion, was sie sonst noch so geschrieben haben.
Etwas kann zur Antwort werden, wenn man dazu gerade die brennenden Fragen hat.
Darum finde ich es so toll, dass unsere ganze Kultur so vieles niedergelegt hat, sodass mich eine Aussage anspringen kann, die vor z.B. 6000 Jahren getätigt, dann von jemandem archiviert worden ist und die ich plötzlich aus der Konserve geholt habe und bei mir auf fruchtbaren Boden fällt.
Robby hat geschrieben:Dann kann ich immer noch entscheiden, was für mich stimmt, was ich glaube und was nicht. Dieses Recht auf Information hat doch jeder Mensch?
Ja, natürlich. Darum gibt es Bibliotheken, in denen man kostenlos lesen kann und inzwischen das Internet, wo man "noch kostenloser" sich informieren kann.
Aber ich habe nicht die Pflicht, die verschiedenen Denkweisen von Millionen Menschen nachzuvollziehen.
In Auswahl möchte ich das natürlich. Wenn ich in einem Forum diskutiere, in dem sich vorwiegend christliche Menschen aufhalten, dann ist das natürlich von meiner Seite aus eine Auswahl. Aber informiert werde ich alleine dadurch, dass die User hier ihre Ansichten darlegen.
Wenn diese mich berühren, dann tun sie das ganz unabhängig davon. ob sie mich beeinflussen oder informieren wollen. Sie tun es, weil sie hier schreiben. ihr eigenes Verstehen so genau wie möglich in Worte fassen.