Hallo lieber Reginald, deine Ausführungen über die kulturellen Zustände damaliger Zeit und die Erklärungen dazu, wie sich das Judenchristentum und das Heidenchristentum zueinander angeglichen haben, sind wirklich sehr gut!
Die ersten Apostel und Prediger hatten wahrlich nicht immer einen leichten Stand, da waren auf der einen Seite die Schriftgelehrten und Pharisäer, die alles daran setzen von Jesus und seiner Botschaft abzulenken und sich verstärkt für das bisherige System einsetzten, dann dazu die ersten Christen aus den Juden, die eben in einer solchen Tradition aufgewachsen sind und bedingt dadurch auch vieles was für gut befunden wurde beibehhalten haben und drittens die Heidenchristen, welche in ganz unterschiedlichen Kulturen aufwuchsen! So gab es in römischen Gemeinden ganz andere Probleme wie in griechischen Gemeinden und dennoch mußten diese Probleme gelöst werden, ohne das man dabei faule Kompromisse eingeht! Also nicht immer ganz einfach, wenn dann dazu noch gewisse Einwürfe jüdischer Gelehrter dazu kamen, welche nicht von liebgewonnen Traditionen lassen wollten, welche längst durch Christus überholt waren!
Vieles ist für die heutige Christenheit kaum nachvollziehbar und so entstehen wahrlich zum Teil recht eigenartige Ansichten, was die Apostel gelehrt haben sollen!
Wenn ich dann in vielen Beiträgen hier, oder in Erklärungen im Internet lese, wie man an Hand der Beschneidung den Sabbat aufheben will, dann kann man wirklich nur den Kopf schütteln, ja besonders dann, wenn man sieht das dieses Problem damals nirgends bei der Heidenmission eine Frage gewesen ist! Der wöchentliche Ruhetagssabbat war zu keiner Zeit ein Thema gewesen, welcher von irgendeiner Seite in Frage gestellt wurde und da dieser nie in Frage gestellt wurde, war es auch nicht von Nöten zu der Einhaltung desselben anzuhalten! Dieses gilt natürlich nicht nur für das Sabbatgebot, sondern auch für die anderen 9 Gebote des Zehnerblocks!
So ist es auch nicht verwunderlich, das der Priester Brady 18. März 1903 folgendes Wort verlauten ließ: "
Es ist gut, die Presbyterianer, Baptisten, Methodisten und alle anderen Christen daran zu erinnern, dass die Bibel sie in keinster Weise in ihrer Sonntagsfeier unterstütz. Der Sonntag ist eine Einrichtung der röm. katholischen Kirche und diejenigen, die den Tag heilig halten, folgen einem Gebot der katholischen Kirche."
Also der Versuch über die Beschneidung eine Sabbataufhebung begründen zu wollen ist unrechtmäßig, da man für ein gänzlich anderes Problem damaliger Zeit nicht das nötige Verständnis aufbringt, oder nicht aufbringen will!
In 'Storia della Domenica' (1969) von S.D. Mosna kann man auf Seite 366-367 folgendes lesen: "Nicht der Schöpfer des Universums aus 1. Mose 2, 1-3, sondern die katholische Kirche kann die Ehre für sich beanspruchen, dem Menschen in seiner Arbeit alle sieben Tage eine Pause zu gönnen."
Und dem gemäß sagte auch Papst Leo XIII, im "Encyclical Letter", 20. Juni 1894: "Wir haben auf dieser Erde den Platz des allmächtigen Gottes."
Albert Smith, Chancello of the Archdiacese of Baltimore, brachte am 10.02.1920 folgendes zum Thema: "
Wenn Protestanten der Bibel folgen würden, müssten sie Gott am Sabbattag anbeten. Indem sie den Sonntag halten, folgen sie einem Gesetz der katholischen Kirche."
Und der 'The Catholic Universe Bulletin' vom 14. August 1942 setzt auf Seite 4 dem ganzen die Krone auf: "Die Kirche wechselte vom Halten des Sabbats auf den Sonntag
aufgrund der göttlichen, unfehlbaren Autorität, die ihr von ihrem Gründer Jesus Christus uns gegeben wurde. Der Protestant, der behauptet die Bibel als die einzige Richtschnur des Glaubens zu nehmen, hat kein Recht, den Sonntag zu halten. In dieser Sache ist der Siebente-Tags-Adventist der einzige widerspruchsfreie Protestant."
In einer Sache irrte The Catholic Universe Bulletin allerdings, sie haben die Siebenten-Tags-Baptisten vergessen, dieses aber wohl deshalb, weil sie recht klein und unbekannt sind! Dennoch sind auch die Siebenten-Tags-Baptisten widerspruchsfreie Protestanten hinsichtlich der Ruhetagsfrage!
Ein Katholik wird niemals versuchen wollen, den Sonntag an Hand der Bibel erklären zu wollen, er weiß das es nicht geht! Tut er es dann dennoch, dann mit den Begründungen der Sonntagsprotestanten und er steht nicht mehr in katholischer Tradition! Peter Geiermann schreibt in 'A Dochtrinal Catechism' (1950) auf Seite 50: "Wir halten statt des Samstags den Sonntag, weil die katholische Kirche die Heiligkeit des Samstags auf den Sonntag übertragen hat."
Also jegliche Versuche das Sabbatgebot für ungültig erklären zu wollen, sind von vorne herein zum scheitern verurteilt, es geht gemäß dem Wort Gottes nicht!
Die katholische Kirche gibt zu, das der Sonntag keine biblische Begründung findet und die katholische Kirche gibt auch zu, warum sie den Ruhetag vom siebten auf den ersten Tag verschoben hat! Sie hat es aus ihrer eigenen Allmacht heraus getan, da sie sich als rechtmäßige Kirche ansieht und zwar mit der Berechtigung Dinge des Glaubens neu festlegen zu dürfen! Sie hat darum den Auferstehungstag Jesu zum neuen Ruhetag für die Kirche und ihre Gläubigen bestimmt, aber wie gesagt, nicht auf ein Wort der Bibel hin! Würde es dazu eine biblische Anweisung geben, dann würde man damit auch begründen, aber es gibt diese nicht!
Protestanten die nun den Sonntag halten haben ein Problem, wenn sie nicht einer katholischen Anweisung folgen wollen, sie müßen es irgendwie versuchen biblisch herzuleiten, das der Sabbat abgeschafft ist! Und warum? Ist der Sabbat rein theoretisch abgeschafft, dann kann man in der Praxis den Sonntag halten!
Aus diesem Grund ist man mit allen nur erdenklichen Herleitungen darum bemüht, eine Sabbataufhebung biblisch zu begründen, auch wenn die bisherigen Versuche gemäß der Schrift nicht haltbar sind! Dennoch pocht man auf diese unrechtmäßige Verknüpfung des Gesetzes Gottes mit dem Gesetz Moses!
Man schafft sich eine scheinbar biblische Grundlage, welche die katholische Kirche für sich nicht in Anspruch nimmt, wie obige Zitate beweisen! Man ist sich eben in der katholischen Geistlichkeit darüber im klaren, das es in der Bibel keine Sabbataufhebung durch die Apostel gibt!
Und wenn man das damalige Problem der Beschneidung geklärt hat, also die Umstände die zu solchen Diskussionen in der Urchristenheit geführt haben, dann ist man mit der Begründung jenes für eine Sabbataufhebung anführen zu wollen, weit weg von der Lehre eines Paulus!
Liebe Grüße von SunFox