@Scardanelli
Deine letzten Beiträge rufen mir Richard Wurmbrand in Erinnung und Beiträge meinerseits zu diesem Thema (der eigentliche Thread dazu: "Jesus ist ein Ich, kein Er" ist leider damals beim Absturz verlorengegangen).
Hier findet sich noch was dazu.
Im Vorwort zu "Kleine Noten, die sich mögen" schreibt Wurmbrand (der Jahre in rumänischen Gefängnissen inkl. Folter verbracht hat):
"In diesem Buch habe ich die sieghaften und frohen Gedanken wiedergegeben, die mir im Gefängnis gewährt wurden, und noch einiges, das mir geschenkt wurde, als ich wieder frei war.
Ich habe nicht versucht, die Ideen und Geschichten, an denen sich mein Geist im Gefängnis genährt hat, systematisch zu ordnen. Hungrig, frierend, geschlagen, erniedrigt, ohne Schlaf gehalten - in solchem Zustand vermögen Gefangene nicht systematisch zu denken. Man hat einen Gedanken, erinnert sich an eine Geschichte, dann ist man wieder von nagendem Hunger gepeinigt, von scheusslichen Vorstellungen, von den Schmerzen infolge der erhaltenen Prügel..."
ich zitiere noch ein wenig weiter von R. Wurmbrand aus dem besagten Büchlein:
"Christ zu werden, bedeutet, Christus ähnlich zu werden... In welchem Sinne kann ich denn Ihm ähnlich werden?
Er lebte Sein Leben als Mensch voll innerer Gewissheit. Es gab zu jener Zeit, genau wie heute, Hunderte von Religionen. In Galiläa allein trafen sich viele Nationen und Religionen. Er wählte keine von ihnen. Er war überzeugt, dass man die Seine wählen sollte. In Palästina gab es viele Gruppen: die Zeloten, die Herodianer, die Essener etc. Jesus erwählte keine von ihnen. Er sprach über einfache, irdische Dinge, aber andere hatten anzunehmen, was Er sagte. Er nahm nie an, was andere sagten. Er wusste, dass Er die verkörperte Wahrheit ist. Christ zu sein, bedeutet, Christus ähnlich zu werden, also ein Mensch ohne Zweifel an der Botschaft; ein Mensch, der weiss, dass Christus nicht ein "Er" ist. Wenn solch ein Mensch spricht, spricht Christus.
Während ich allerdings die Wirklichkeiten des geistlichen Lebens in Menschenworte umsetze, bin ich gezwungen, die Personalpronomen zu gebrauchen; aber meine Worte werden transparent sein. Man wird die Wirklichkeit, die dahinter steht, spüren müssen: Es ist der Herr, der zu Ihnen spricht: "Komm zu Mir!" Sie haben zu Ihm zu kommen, aber darauf zu achten, dass Er nicht mehr ein "Er" für Sie ist.
Ich will es noch einmal verdeutlichen. Nicht ich rufe Sie zu Ihm. Die heiligen Worte lauten "Komm zu Mir !" Kommen Sie nicht zu Ihm , was bedeutet, auch in Zukunft sich nicht zu begnügen, ein Ihn anzubeten... Zu Gott zu kommen, ist mit anderen Worten dasselbe, wie zu sich selbst zu kommen, zu unserem wirklichen Sein, zu dem Einen, dessen Bild und Ähnlichkeit wir tragen, zu dem einen wirklichen "Ich"."
Soweit R. Wurmbrand. Er hat dies im Leiden erfahren, in den Jahren von Gefängnis und Folter. Wie Du schreibst, Scardanelli:
Scardanelli hat geschrieben:Gott kann den rechten Weg aber nicht einfach in den Menschen legen, denn alles muss erlebt werden. Das Erleben kann nicht künstlich erzeugt werden.
Ich zitiere im folgenden aus dem verlorengegangenen Thread "Jesus ist ein Ich kein Er" (aus meinen Beiträgen):
Der "Er-" Gott vermochte nicht zu genügen, nicht Halt zu geben in den Qualen. Als er Christus aber als "Ich" erkannte, da erlebte er Halt und Kraft und Mut und Hoffnung.
Etwas dem ein wenig Entsprechendes erlebte ich vor ein paar Jahren, als ich in psychischem Leid (Depression) eines Nachts (ich ging nur noch nachts aus dem Haus, aus Angst vor den Menschen) draussen auf einer Waldlichtung zu Gott schrie. Da ging mir die Bibelstelle durch den Sinn, wo Mose Gott nach Seinem Namen fragte, und Gott antwortete, sein Name sei "Ich bin" (oder "Ich bin, der Ich bin"; oder "Ich bin, der Ich bin da; oder, wie Baader übersetzt "Ich werde, der Ich werde"). Die Übersetzung von Baader kannte ich damals noch nicht, heute ist sie mir die liebste. Auf jeden Fall merkte ich damals im Wald, dass ich nicht einen Namen als blossen Namen, sondern viel mehr seine wahre Bedeutung anrufen sollte, so schrie ich dort in der Stille der Nacht zu Gott: "Ich bin der ich bin!", immer wieder, und mit einem Schlag wurde mir plötzlich bewusst, dass Gott durch meinen eigenen Mund, in meinen eigenen Worten, zu mir sprach: "Ich bin der ich bin".
Ich bin der ich bin. Ich darf der sein, der ich bin. Christus in mir ist der Ich bin. Ich bin darin mit Wurmbrand völlig einig: Jesus ist ein Ich, kein Er. Nur als Ich kann er der Ich bin sein. Das ist keine philosophische oder esoterische (Gedanken-) Übung, das ist Realität.
Wo Christus ein Er bleibt, bleibt er ein äusserer Gegenstand der Anbetung und Verehrung. Wo Er aber ein (werdendes) Ich ist, da ist dieses (werdende) Ich der Weg, die Wahrheit und das Leben. Und dann stimmt es auch: Niemand kommt zum Vater als allein durch dieses (werdende) Ich (werde).
Später habe ich dieselbe Einsicht in einem Gedicht wiedergegeben:
Du, der "Ich bin"Ja, Du befreist, Du der 'Ich bin'
In mir in Dir da liegt der Sinn
Verborgen tief im eignen Herzen
Bereit zum Lachen und zum Scherzen
Die Oberfläche ist so hart
Humorlos ernst und hungrig satt
Sie ist das Ich das 'Nicht-Ich' bin
Und raubt dem Leben jeden Sinn
Doch Du, der namenlose Eine
Der 'Ich bin' im eignen Scheine
Machst als der Lieb' äonisch Wesen
Mich von falschem Ernst genesen
Du der 'Ich bin', Du gibst mir Kraft
Und schenkst mir Freude wesenhaft
'Ich bin' der Weg, die Wahrheit auch
'Ich bin' als Leben Gottes Hauch
Ich bin in Dir und Du in mir
Wir sind uns gegenseitig Zier
Ich bin die Liebe, bin der Geist
Ich bin das Ich, das Du befreist
Hier als Lied zu hören.