von Scardanelli » Fr 3. Jan 2003, 21:35
Hallo Pumi,
obwohl Alesca mir eine Frage gestellt hat, habe ich sie wohl irgendwie als eine rhetorisch verstanden. Mir schien dies Gespräch an dem Punkt abgeschlossen. Vielleicht habe ich mich aber darin getäuscht, oder ich war verlegen.
Die Frage von Alesca, wie ich so weit als Christ gekommen bin, scheint mir in der Antwort zu liegen, dass ich bemüht bin eine Sache an sich selbst zu prüfen. Also den Glauben, die Liebe, Gott und eine Institution, was diese konstituiert.
Was diese vier bestimmt, liegt nicht in der Bibel um sie an sich selbst zu verstehen. In der Bibel könnten höchstens Bestimmungen der vier liegen, die selbst kritisierbar sind und auf eine weitere Fassung dieser Begriffe ausgelegt sind.
Wenn z. B. Jesus von der Liebe spricht, dann setzt er ein Verständnis ihrer Bestimmungen bei den Zuhörern voraus. Er gibt diese gar nicht an und so sind wir gezwungen, die Liebe bei Bestimmungen zu nehmen, die verallgemeinerbar sind. Er gibt uns nur Proben, eines Verhaltens, dass aus diesen Bestimmungen zu entspringen scheint, wie z. B. dem Nächsten zu vergeben und dem Nächsten zu helfen, wenn er in Not ist. Genau genommen radikalisiert er den Begriff der Liebe sogar, indem er fordert, zu Geben, selbst wenn es der andere nicht objektiv braucht. Er fordert hiermit dazu auf, sich ausnutzen zu lassen, womit er den Begriff der Liebe sprengt. Ein Satz, borge dem, von dem du es sicher nicht wieder bekommst, ist gar nicht liebevoll, sondern devot. Dies siedelt Jesus aber gar nicht in dem Bereich der Liebe an, denn was wir da hergeben sollen, dass ist ja etwas, an was unser Herz hängt und was in seiner Vergänglichkeit verwerflich ist. Wir haben es in diesem Beispiel deshalb gar nicht mit der Liebe zu tun. Und so bleibt der Mangel bestehen, dass Jesus die Bestimmungen der Liebe gar nicht ausgeführt hat, denn die meisten Gläubigen denken gar nicht daran, sich der Bestimmungen selbst kritisch zu versichern.
Der unkritische Bibelglaube richtet deshalb jene Willkür an, den Begriff der Liebe gar nicht zu entfalten, sondern diese in einem Reich der Beliebigkeit einer „gefühlten“ Liebe nach eigenem Gusto zu belassen. Die Liebe wird so einem willkürlichen Glauben unterworfen, anstatt man sich selbst der Liebe unterwirft, als dass ein Verhalten von der Liebe durchdrungen wird. Dies setzt aber voraus zu wissen, was Liebe ist und die Bibel sagt uns dies nicht.
Begriffe die in der Bibel von großer Wichtigkeit sind und die in ihren Bestimmungen in der Bibel gar nicht dargelegt sind, bergen so ein extrem hohes Potential, dass man diese Begriffe gar nicht versteht und in diesem Nichtverstehen, wird so der ganze Rest verzerrt.
Was Gott für uns ist, dass vermittelt die Bibel bis zu einem gewissen Punkt. Es wäre aber wichtig, den Begriff Gott erst mal kritisch zu ermitteln um so überhaupt eine Distanz zu diesem Begriff und somit zu uns selbst zu bekommen.
Was kann denn Gott für uns überhaupt sein, das ist die erste Frage. So wissen doch auch alle, bevor sie jemals die Bibel aufgeschlagen haben, dass uns die Sünde von Gott trennt. Es kommt stets auf das Vorwissen an, denn an diesem entfaltet sich alles Wissen zu einem bestimmten, individuellen Wissen, dass dann gefährlich ist, wenn es nicht reflektiert wird.
Wenn man nun von den allgemeinen Bestimmungen ausgeht, dann eröffnet sich auch die Frage, wie kann denn etwas Allgemeines auf etwas Besonderes beschränkt sein?
Wie kann ein Gott, als Allgemeines auf ein Volk, als etwas Besonderes beschränkt sein?
Oder, wie kann die Liebe als etwas Allgemeines an eine Person gebunden sein, Jesus? Mit welchen gültigen Bestimmungen kann denn dass Allgemeine erhalten bleiben, wenn es zugleich an das Besondere gebunden bleibt? Dass sind entscheidende Fragen, die einen weiter bringen.