Was wir, die wir diesen Strang verfolgen, schon lange wissen:
Diabetes (Typ 2) ist heilbar
Das Gerücht, wonach der «Alterszucker» (Neusprech 'Lifestylediabetes') unablässig voranschreite, hält sich hartnäckig. Wie die meisten Gerüchte ist es falsch.
Die Diagnose «Alterszucker» kommt oft völlig überraschend. Denn längst nicht alle Betroffenen fühlen sich schlapp, verspüren ständig Durst oder müssen laufend Wasser lassen. Der schleichende Erkrankungsbeginn ist auch ein Grund, weshalb die verbreitete Stoffwechselstörung häufig zufällig entdeckt wird. So sind in der Schweiz rund 450 000 Personen wegen eines Alterszuckers in ärztlicher Behandlung, und rund 100 000 leben mit dieser Erkrankung, ohne etwas von ihrem Schicksal zu ahnen.
Als schicksalhaft kann man den Typ-2-Diabetes allerdings nicht bezeichnen. Anders als sein «jugendlicher» Namensvetter, der Typ-1-Diabetes, beruht er nämlich nicht auf einem unvermeidbaren Untergang der Insulin erzeugenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Bei Patienten mit Alterszucker sterben die sogenannten Beta-Zellen anfangs nämlich nicht ab, sondern gehen gewissermassen auf Streik. «Es ist fast so, als ob sie resignierten, weil sie erkennen, dass sie mit dem Überangebot an Nahrungsenergie nicht mehr fertigwerden», beschreibt der Endokrinologe Marc Donath vom Universitätsspital Basel die «Gemütslage» der überforderten Insulinproduzenten. Anfangs noch reversibel, lässt sich dieser Ruhezustand mit zunehmender Diabetes-Dauer immer weniger rückgängig machen. Denn irgendwann sterben die schlafenden Betazellen ab.
Schon lange bevor er ausbricht, kündigt sich der Alterszucker an. In dieser Frühphase stehen die Chancen auf Heilung besonders gut. Zu den charakteristischen Vorboten zählt ein Anstieg des Blutzuckerspiegels: Bedingt durch den ständigen Nahrungsüberschuss, steigert die Bauchspeicheldrüse die Produktion von Insulin, um den Blutzuckerspiegel in normalen Grenzen zu halten; denn dieses Hormon schleust den energiespendenden Zuckerstoff Glukose in die Zellen. Zu üppige Fettpolster machen der Bauchspeicheldrüse dabei allerdings einen Strich durch die Rechnung. Denn sie bewirken, dass Insulin an Wirksamkeit einbüsst. Um eine solche Insulinresistenz zu überwinden, fahren die Betazellen die Insulinproduktion daher weiter hoch, bis ihnen irgendwann die «Puste» ausgeht. Lange bevor sie diesen Erschöpfungszustand erreichen, steigt der Glukosegehalt im Blut an. Je früher und konsequenter eine solche Hyperglykämie angegangen wird, desto eher lässt sich ein manifester Alterszucker abwenden.
Rigorose Blutzuckersenkung
Aber selbst wenn sich der Diabetes bereits entwickelt hat, können die Betroffenen noch den Rückwärtsgang einlegen. Hinweise darauf liefern unter anderem die Ergebnisse einer neuen, besonders sorgfältigen Studie. Die daran beteiligten Personen, knapp 90 stark untersetzte Männer und Frauen, waren im Mittel 60 Jahre alt und litten seit höchstens drei Jahren an Alterszucker. Ein Drittel der Probanden wurde über die positiven Effekte einer gesunden Lebensführung informiert, die Behandlung jedoch dem Hausarzt überlassen (Vergleichsgruppe). Die übrigen Patienten (Interventionsgruppen) erhielten eine intensive blutzuckersenkende Therapie mit antidiabetischen Medikamenten, die zur Hälfte acht und zur anderen Hälfte sechzehn Wochen dauerte.
Ziel der vorübergehenden rigorosen Blutzuckersenkung war es, die Betazellen so zu entlasten, dass sie sich erholen und ihre Arbeit anschliessend wieder wie gewohnt aufnehmen können. Erreichen lässt sich dieses Ziel allerdings nur, wenn die Risikofaktoren, die einen Diabetes schüren, wegfallen. Daher wurden die Probanden der Interventionsgruppen in dem Bemühen unterstützt, sich regelmässig zu bewegen und abzunehmen. Denn körperliche Aktivität und eine ausreichende Gewichtsreduktion sind die schlagkräftigsten Waffen gegen den Alterszucker.
Quelle/ganzer Artikel >>>
https://www.nzz.ch/wissenschaft/medizin ... ld.1294468Fazit: Es ist nie zu spät!
LG lionne
